Weihnachten kommt

Nachricht Cappel - Midlum - Spieka, 24. Dezember 2021

Gedanken zu Weihnachten 2021 von Pastor Bernd Passarge

Was kann Weihnachten dafür, dass wir angespannt und oft auch abgenervt sind. Man merkt es oft beim Einkaufen, wie gereizt viele Menschen in der Schlange an der Kasse stehen. Wenn einer dem anderen etwas zu nahekommt oder sonst irgendetwas mal wieder nicht funktioniert, kann es zu einem spontanen emotionalen Ausbruch kommen. Aber Weihnachten schert sich nicht darum. Weihnachten kommt.

Manchmal fragt man sich, wenn man in die Jahre gekommen ist, ob man heute überhaupt noch Kinder in die Welt setzen sollte. Solche Gedanken kann man bekommen, wenn man nicht mehr das Blaue vom Himmel erwartet und es der nächsten Generation auch nicht versprechen kann. Aber Weihnachten kann nichts dafür, wen wir solche Gedanken hegen. Weihnachten kommt.

Gott sei Dank leben junge Menschen meistens mit einer gesunden Unbefangenheit. Ich erinnere mich selbst noch schwach daran. Und ich merke, wie mir diese Unbefangenheit anderer auf einmal ganz gut tut. Gott sei Dank werden Kinder nicht in die Welt gesetzt, sondern sie kommen aus Liebe. Sie kommen oft ungeplant und sind immer ein Geschenk. Und die Liebe ist bekanntlich nicht nur das schönste Menschheitsgefühl, sondern auch das größte Risiko. Zur Liebe gehört genau diese Unbefangenheit und vor allem Vertrauen. Weihnachten kommt.

Wenn wir uns in die Weihnachtsgeschichte von Maria und Josef hineinversetzen, dann kann man sich wirklich bessere Zeiten für eine Geburt vorstellen. Ich glaube, dass Maria und Josef auch richtig genervt gewesen sein müssen: erst die Volkszählung, dann keine Herberge, Kind unterwegs geboren und dann noch mit dem Neugeborenen flüchten, weil sein Leben bedroht wird. Das hat mit unseren Vorstellungen von Weihnachten unter einem Tannenbaum mit Kerzen nichts zu tun. Aber das genau ist Weihnachten.

Wenn Weihnachten kommt, dann kommt Gott. Er kommt so anders, als wir ihn uns vorstellen. Gott ist nicht der Allmächtige, der die schlimmen Zeiten verhindert. Er zeigt sich uns ohnmächtig als Baby in den schlimmen Zeiten. Gott kommt nicht zu uns, wenn alles in Ordnung ist. Er kommt zu uns, wenn es uns eigentlich nicht passt. Denn Weihnachten kann nichts dafür, wie es um uns steht. Deshalb kommt Gott einfach so ins Leben - als Liebe, als Vertrauen und ohne Macht. Weihnachten kommt.

Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen, sagt Jesus später einmal (Mt. 18,3). Wenn ich mit unseren Konfirmanden zusammen bin, spüre ich diese Unbefangenheit. Gut dass wir junge Menschen haben, die noch vertrauen. Ich werde mir da wohl noch etwas abgucken - weil Weihnachten kommt.